Was ist Natur- und Wildnispädagogik?
“Die alten Dakota waren weise. Sie wussten, dass das Herz des Menschen, der sich der Natur entfremdet, hart wird; sie wussten, dass mangelnde Ehrfurcht vor allem Lebendigen und allem, was da wächst, bald auch die Ehrfurcht vor dem Menschen absterben lässt. Deshalb war der Einfluss der Natur, die den jungen Menschen feinfühlig macht, ein wichtiger Bestandteil ihrer Erziehung.“ (Luther Standing Bear)
So haben die Menschen Jahrtausende lang ohne Trennung zwischen „menschlich“ und „natürlich“ in tiefer Verbindung zu ihrer Umwelt und miteinander gelebt .
Heute sieht das oft leider anders aus. Es scheint als ob vielen Menschen unserer Gesellschaft die Verbindung mit der Natur abhanden gekommen ist. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Kindheit bedeutet heute nicht mehr unbeschwerten Entdeckerdrang ausleben, frei die Welt erforschen und ganz nah und intensiv die Natur kennenzulernen um dann abends im Kreis von den „Alten“ zu lernen. Die Freizeit ist oft durchgeplant, geprägt von Technik und elektronischen Medien, in Räumen, mit wenig Zeit für ungeplantes Herumstreunen unter freiem Himmel.
Und auch die Erwachsenen bewegen sich zunehmend in eng gesetzten Strukturen in denen der gesunde Zugang zur Natur kaum Zeit findet. Der Spaziergang im Wald wird zur zusätzlichen Bürde, das Unkraut im Garten zur Schikane der Natur und die Alltagsroutinen sind bestimmt von Arbeit, Technik und Funktionieren.
Ein Abspaltung findet statt. Die Spaltung zwischen Natur und Mensch, Teile, die eigentlich nicht trennbar ist.
Was sind die Folgen? Nicht nur die Kinder ziehen den Kürzeren, auch die natürliche Welt kann auf immer weniger Menschen zurückgreifen die sie kennen und sie lieben und damit bewahren wollen.
Die Wildnispädagogik begleitet den Menschen, egal ob groß oder klein zurück und in diese Verbindung mit der Natur. Sie unterstützt auf dem Weg zum Naturbewusstsein durch das Eröffnen der alten Wiesentrampelpfade, die als Kind schon in den Wald führten. Es ist eine Einladung und ein Angebot zur Begleitung auf diesen Wegen um für sich neue Routinen zu finden.
Routinen in denen die Verbundenheit zur Natur wieder ihren natürlichen Platz hat. Wie passiert das?
Wie wird hier gearbeitet?- Mentoring
Kurz zusammengefasst ist die Form, wie dies stattfindet ist so alt wie die Menschheit. Die Kinder und Erwachsenen werden neugierig gemacht, eingeladen Fragen zu stellen, werden auf unterschiedliche Wege geführt um die Wildnis zu berühren und im Gegenzug berührt zu werden. Sie hören Geschichten und erzählen ihre eigenen und können so ihre Erfahrungen ausdehnen.
Es geht um ein aus der Komfortzone locken, sanft und ohne Druck an die nächsten eigenen Grenzen geschickt zu werden, begleitet und ermutigt den Pfad in die Wildnis zu gehen. Die Lust am Entdecken entzünden und befeuern. So das jeder seinen ganz persönlichen, selbst gewählten Lernweg geht.
Jon Young, als einer der großen Lehrer vieler Wildnispädagogen, hat das Bild dieser Arbeitsweise der Begleitung zusammengefasst:
„Bei der Kunst des Mentoring und dem Coyote -Teaching geht es um den Prozess, durch den man eine Person immer weiter „ausdehnt“: ihre Wahrnehmung, den Einsatz ihrer Sinne, ihre Mustererkennung, ihre Wertschätzung des Platzes, der zu ihr passt, ihr Wissen über sich selbst sowie das Verständnis und das Erzählen ihrer eigenen Geschichte des Lebens.“ Jon Young
Praktiziert wurde es schon immer bei den meisten indigenen Völkern.
Und heute wieder durch die Wildnispädagogen.